Sprache erzeugt Bilder – schöne und hässliche, messerscharfe und verschwommene sowie diskriminierende und inklusive. Studien zeigen, dass Menschen bei „Bürger” und „Bürgerinnen und Bürger” teilweise völlig verschiedene Bilder im Kopf haben. Die eine Gruppe ist primär männlich, die andere umfasst Männer und Frauen gleichermaßen. Diese Vorstellungen manifestieren sich und können langfristig zum Aufbau diskriminierender Strukturen beitragen. Aus dieser Beobachtung heraus ist die Forderung entstanden, unsere Sprache inklusiver zu gestalten. Inzwischen ist die Debatte um gendergerechtes Schreiben zu einem echten Politikum geworden, was im Alltag zu Verunsicherung führen kann. Geschlechtsneutrale Formulierung, Paarform, mit Binnen-I oder doch gleich mit Gender Gap?
Wie es in Deutschland zu erwarten war, gibt es auch für diese Fragen ein Gremium. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat zuletzt im März 2021 Empfehlungen für „geschlechtergerechte Schreibung” ausgesprochen. Demnach sollen Texte
Welche der vielen verschiedenen Schreibweisen diesem Anspruch am nächsten kommt, zeigen wir im Folgenden.
Fangen wir mit den Basics an. Grundsätzlich lassen sich drei Formen des gendergerechten Schreibens unterscheiden:
Klingt nicht gerade nach angenehm lesbarem Fließtext? Stimmt, doch gibt es bezüglich Lesbarkeit und Eindeutigkeit große Unterschiede zwischen den verschiedenen Formen. Klar ersichtlich werden diese anhand von Beispielen.
Bei der Verwendung geschlechtsneutraler Formulierungen treffen sich nicht „die Kollegen”, sondern „das Team” zum Mittagessen. Diese unpersönlichen Umschreibungen lassen sich allerdings nicht in jedem Kontext verwenden. Bei der Adjektivform werden „Ärzte“ zu „fachärztlichem Personal“, bei der Partizipform „Studenten“ zu „Studierenden“. Diese Variante des gendergerechten Schreibens verzichtet gänzlich auf Sonderzeichen. Allerdings ist diese Schreibweise nicht für alle Begriffe möglich.
Die wohl am stärksten verbreitete Schreibweise ist die Paarform: „Bürgerinnen und Bürger“. Diese Variante ist grammatikalisch einwandfrei und im alltäglichen Sprachgebrauch bereits weitgehend etabliert, doch birgt sie ein entscheidendes Problem: Menschen nicht binären Geschlechts schließt sie nicht mit ein. Auch das Binnen-I etwa in „BürgerInnen“ oder „Bürger/innen“ vermag diese Lücke nicht zu schließen. Zudem gibt es auch hier grammatikalische Schwierigkeiten sowie Verwechslungsgefahren zwischen dem kleinen „L“ und großen „I“ (l=L und I=i).
Die dritte Form des gendergerechten Schreibens setzt auf die sogenannte Gender Gap. Diese Lücke soll all jene Personen repräsentieren, die sich von den beiden binären Geschlechtsformen nicht angesprochen fühlen. Der Gedanke der Offenheit und Inklusion wird bei dieser Form also sehr konsequent verfolgt. Um die Lücke zu kennzeichnen, werden entweder ein Doppelpunkt (:), ein Unterstrich (_) oder ein Sternchen (*) verwendet. Beide Varianten sind grammatikalisch korrekt und ermöglichen eine einheitliche Schreibweise. Allerdings können sie den Lesefluss stören.
Nein! Wichtig ist, dass man sich der Vor- und Nachteile der verschiedenen Schreibweisen bewusst ist und darauf basierend eine reflektierte Entscheidung trifft. Die Richtlinien des Rats der deutschen Rechtschreibung geben dabei tatsächlich eine gute Orientierung. Aufgrund der Einheitlichkeit sowie der bisher klarsten sprachlichen Umsetzung des Inklusionsgedankens, haben wir uns bei Firefly Communications übrigens für das Gendersternchen entschieden.
Wie sieht es bei Ihnen aus? Welche gendergerechte Schreibform verwenden Sie und warum? Verwenden Sie immer die gleiche oder machen Sie Ihre Wahl vom Kontext abhängig? Teilen Sie Ihre Erfahrungen gerne über die Kommentarfunktion!
Übrigens das Gendern hat es auch in unsere Liste der wichtigsten Kommunikationstrends für das Jahr 2022 geschafft.
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